RV Dresden-MeißenAktuelles

Update: Großdittmannsdorfer Waldmoore durch großflächige Waldrodung und Auskiesung akut bedroht!

Stellungnahme jetzt zum Download

NABU Sachsen kritisiert überarbeiteten Rahmenbetriebsplan für den Kiestagebau „Würschnitz-West“

Der FG-Vorstand Großdittmannsdorf hat am 03.06. die Stellungnahme zum Rahmenbetriebsplan im bergrechtlichen Planfeststellungsverfahren zum Vorhaben Kiessandtagebau „Würschnitz-West“ beraten und bestätigt. Ebenso verfasst die Kinder- und Jugend-AG eine eigene Stellungnahme. 

Bis zum 07.06.24 bleibt noch Zeit für eigene Stellungnahmen, die an das Oberbergamt (OBA) gerichtet werden oder bei den Auslegungsstellen (z. B. Stadt Radeburg, Gemeinde Thiendorf) eingereicht werden können. Jede Stellungnahme zählt, zeugt sie doch vom hohen bürgerschaftlichen Interesse an der Bewahrung unserer Radeburger Heide als Stätte der Biodiversität und als Erholungsraum ohne Kiesabbau! Es gibt ausreichend Alternativen für die Rohstoffgewinnung außerhalb der in Jahrhunderten gereiften beerstrauchreichen Wälder!

Die Stellungnahme kann hier heruntergeladen oder auch auf der Homepage der Fachgruppe Großdittmannsdorf eingesehen werden.

Download: Stellungnahme der FG Großdittmannsdorf zum Rahmenbetriebsplan (PDF) | 0.41 MB
Pechsteinmoor – Foto: Matthias Schrack
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Pechsteinmoor – Foto: Matthias Schrack

Störungen am Wasserhaushalt, Nährstoffeinträge, Waldrodungen: Seit Jahrzehnten stellt der Kiesabbau bei Ottendorf-Okrilla eine akute Bedrohung für die seltene und geschützte Moorlandschaft im Raum Radeburg-Großdittmannsdorf dar. Trotz nachweislich bereits entstandener Schäden am FFH-Gebiet „Moorwaldgebiet Großdittmannsdorf“ plant der Tagebaubetreiber eine Erweiterung des Abbaugebiets. Bereits 2019 hatte sich der NABU Sachsen ablehnend gegen den Rahmenbetriebsplan „Würschnitz-West“ geäußert. Nun wurde eine überarbeitete Fassung zur Öffentlichkeitsbeteiligung ausgelegt, die vorgenommenen Änderungen sind aus Sicht des NABU jedoch eher kosmetisch und in diesem sensiblen Naturraum nicht zu akzeptieren.  

Die Moorlandschaft im Raum Radeburg-Großdittmannsdorf ist über 8.500 Jahre lang gewachsen. Die besonderen Standortbedingungen mit dem nährstoffarmen Grundwasser der Radeburg-Laußnitzer Heide und den Kaltluftsenken und Quellaustritten am Fuß der Kiesrücken sorgen für ideale Lebensbedingungen für seltene Torfmoose, Libellen- und Wasserkäferarten und sogar für die in Deutschland stark gefährdete Kreuzotter.  

In direkter Nachbarschaft gräbt der Kiesabbau den Großdittmannsdorfer Mooren und dem quellenreichsten Gebiet im sächsischen Tiefland, dem Töpfergrund, die Lebensgrundlage ab, da die wirtschaftlich interessanten Kiesrücken maßgeblich für den Wasserhaushalt der Moore und Quellen sowie die umgebenen Wälder für die Nährstoffarmut und Reinheit des zuströmenden Wassers verantwortlich sind. Die Eingriffe bewirken an einigen Standorten schon jetzt eine verringerte Wasserzufuhr und zunehmende Austrocknung. Zudem führt die Verfüllung mit Fremdmaterial im ausgekiesten Tagebau „Laußnitz 1“ zu einem fatalen Nährstoff- und Salzeintrag, wie ein NABU-Gutachten zeigt. Im März trat der NABU Sachsen mit dem Sachkundigen Dr. Holger Oertel vor dem sächsischen Landtag für die naturschutzfachlichen Belange ein und wies auf eklatante Fehler, Fehlinterpretationen und anhaltende Versäumnisse hin. „Die Aussagen der Landesdirektion im Ergebnis des Raumordnungsverfahrens 2016 waren eindeutig und sind nach wie vor gültig: Das Vorhaben ist nicht raumverträglich. ‚Es muss mit erheblichen Auswirkungen auf die Natur, Tiere und Pflanzen, das Wasser, den Boden und das Klima gerechnet werden.‘ Die eher kosmetischen Änderungen haben daran leider nichts geändert“, so Oertel.  

Im Planfeststellungsverfahren sind die Bürgerinnen und Bürger nun aufgerufen, sich zu beteiligen. Die Unterlagen liegen bis 7. Mai 2024 aus (https://buergerbeteiligung.sachsen.de/portal/oba/beteiligung). Das Oberbergamt wird danach über die Genehmigung des Abbaus entscheiden.  

„Für ‚Würschnitz-West‘ sollen mehr als 130 Hektar Wald gerodet und die Kiesrücken abgebaggert werden. Dadurch würde nicht nur ein strukturreicher Wald verschwinden, sondern auf lange Sicht auch die Moore und Quellen selbst. Ein Vorhaben wie dieses führt all die anderen Anstrengungen zur Eindämmung der Klimakrise ad absurdum“, ergänzt NABU-Landesvorsitzende Dr. Maria Vlaic. Der NABU Sachsen wird weiter um den Erhalt dieses einzigartigen Lebensraumes kämpfen, auch mit rechtlichen Schritten.

 


Am 6.12.23 fand eine Anhörung des Petitionsausschusses zu einer Petition zu einem Kiesabbaumoratorium in Laußnitz statt. Laut eines Behördenvertreters sei bezüglich der Verfüllung von Laußnitz 1 bereits "das Kind in den Brunnen" gefallen, man müsse nun in die Zukunft schauen und die Auswirkungen künftiger Vorhaben minimieren.

Am 7. März 2024 14 Uhr fand darauf hin eine öffentliche Anhörung des Umweltausschusses im Plenarsaal des Sächsischen Landtags statt.

Es handelt sich um einen Antrag "Schutz der Wald-, Quell-, und Moorgebiete bei Großdittmannsdorf und Medingen ernst nehmen: Gefahrenpotential im Zusammenhang mit Kiesabbau und Erdstoffkippen ausschließen!" (https://ws.landtag.sachsen.de/images/7_Drs_15500_0_1_1_.pdf). Ich darf als Sachkundiger im Auftrag des NABU Sachsen sprechen.

Alle interessierten Bürgerinnen und Bürger können daran teilnehmen. Es sollte den Mitgliedern des Landtages durch rege Teilnahme deutlich werden, dass den Menschen im Raum Dresden die Moore bei Großdittmannsdorf und Medingen wichtig sind.

Der Widerspruch des NABU Sachsen vom 25.3.21 gegen die Kippe "Nordost" im Tagebau "Laußnitz 1" mit der geplanten Verkippung von 6 Mio. t Bodenaushub und 1 Mio. t. Bauschutt ist weiterhin wirksam.

Gegenwärtig darf in diesem Gebiet kein tagebaufremdes Material verkippt werden, im Bereich der ehemaligen Absetzbecken allerdings schon.   Im Herbst 2023 wurde nach Aufforderung des NABU Sachsen vom Oberbergamt eine im August 2022 (!) (nachträglich!) erstellte FFH-Verträglichkeitsprüfung zum Tagebau Laußnitz 1 (183 Seiten mit 208 Seiten Anlagen) mit Möglichkeit zur Stellungnahme innerhalb von 14 Tagen (!) übergeben. Durch Beantragung einer Fristverlängerung durch den NABU-Anwalt war es letztlich möglich, eine fachliche und rechtliche Stellungnahme dazu zu verfassen.

Im Kern geht es darum, inwiefern die Verfüllungen die FFH-Arten und -Lebensraumtypen im FFH-Gebiet beeinträchtigen. Wobei schon allein die Fokussierung auf FFH-Belange eine unzulässige Verengung darstellt, denn es handelt sich darüber hinaus auch um nach §30 Bundesnaturschutzgesetz geschützte Biotope, deren Zerstörung und erhebliche Beeinträchtigung verboten ist sowie um landesrechtlich festgesetzte Naturschutzgebiete, die ebenso nicht beeinträchtigt werden dürfen.

Die Untersuchungsmethoden werden von der NABU-Fachgruppe als mangelhaft und nicht zielführend kritisiert: Zunächst wird unzulässigerweise auf die Parameter pH-Wert und Nitrat fokussiert. Aus dem Grundwassermonitoring und aus Messungen im NSG "Moorwald am Pechfluss bei Medingen" ist nachgewiesen, dass es einen erheblichen Eintrag von verschiedenen Salzen und Stoffen über das aus den Deponien zufließenden Grundwasser ins FFH-Gebiet gibt…

Die Nitratwerte sind in Kippennähe am größten und liegen im (noch) unbeeinträchtigten Nordteil des NSG sogar unter der Nachweisgrenze (obwohl es überall gleich viel regnet)….

Mit der Kippe Nordost würde schließlich auch der Nordteil des NSG "Moorwald am Pechfluss bei Medingen" mit wertvollsten Moorbereichen nachteilig beeinträchtigt werden. Der NABU wird deshalb weiter dagegen vorgehen.

Für die entstandenden Kosten und die abzusehende rechtliche Auseinandersetzung (auch bezüglich Würschnitz-West) benötigt der NABU weiter dringend Spenden:

https://sachsen.nabu.de/spendenundmitmachen/spenden/32907.html

Vielen Dank fürs Spenden und Weiterleiten!

Verfahrensstand geplanter Tagebau Würschnitz-West

 
Die mehrfach angekündigte Neuauslegung des geänderten Rahmenbetriebsplanes erfolgte im letzten Jahr nicht. Vermutlich hat dies mit der sog. Vereinbarung zwischen Umwelt- und Wirtschaftsministerium mit KBO und entsprechenden Umplanungen zu tun, vielleicht aber auch mit der erfolgreichen Klage von KBO und anderer Kiesunternehmen gegen den neuen Regionalplan Oberes Elbtal/Osterzgebirge, der Beschränkungen des Vorranggebiets im Bereich Würschnitz-West vorsah. Angegriffen wurden Verfahrensfehler bei der öffentlichen Auslage. Somit gilt bis auf Weiteres wieder der alte Regionalplan.

 

Der BUND Sachsen hat in Zusammenarbeit mit der Bürgerinitiative Würschnitz einen Widerspruch gegen die Erweiterung des Tagebaus eingelegt, welcher sich zu großen Teilen im Trinkwasserschutzgebiet befindet. Er hat allerdings keine aufschiebende Wirkung…

Es gibt aber auch positive Nachrichten: Zusammen mit dem Sachsenforst, dem Berufsbildungswerk Borthen und der Landestalsperrenverwaltung werden gerade viele Entwässerungsgräben in den Mooren gekammert, um ein Wachsen der Moore wieder zu ermöglichen und die Moore und Wälder fit für die zunehmende Sommertrockenheit zu machen.

Dr. Holger Oertel

i.A.d. NABU-Fachgruppe Ornithologie Großdittmanndorf

www.fg-grossdittmannsdorf.de



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